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Berufliche Exzellenz mit Auslandsaufenthalt verbinden

Berlin, 15. Juli 2016Neunzehn chile-nische Stipendiaten lassen sich in Deutschland acht bis zwölf Monate lang in einem Dualen Aufbaustudium zu Spezialisten ausbilden, und das in den Bereichen Erneuerbare Energien und Bergbau. Das Programm „Técnicos para Chile“ wird finanziert von Chiles Bildungsministerium und realisiert mit der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit  (GIZ).

Es ist eine Einladung an junge Chilenen, fachliche Exzellenz mit einem persönlich bereichernden Auslandsaufenthalt zu verbinden. Acht Stipendiaten aus dem Bereich Bergbau werden im August nach Deutschland kommen, elf Kandidaten aus dem Bereich Eneuerbare Energien sind bereits angekommen. Nach einem Einführungskurs verfeinern diese elf Studenten der Erneuerbaren Energien zunächst ihre Sprachkenntnisse in einem zwei-monatigen Deutschkurs (Ziel ist das Niveau B2). Anschließend folgt ein Fachseminar: Ausbilder ist die Gesellschaft für Nachhaltige Entwiclung (GNE) im hessischen Witzenhausen, ein Ableger der Universität Kassel. Unternehmerische Kenntnisse und Grundlagen des Projektmanagements sind Teil des Lehrplanes. Von Mitte Januar bis April 2017 absolvieren die Teilnehmer dann im Anschluss an die Theorie ein Fachpraktrikum in Energieunternehmen an Standorten in ganz Deutschland. Das Zertifikat, das zum Abschluss von der GIZ ausgehändigt wird, soll dazu befähigen, Solar- Wind- und Wasserkraftanlagen zu managen und instandzuhalten.

Im August kommen acht weitere Stipendiaten, die eine Ausbildung nach ähnlichem Zuschnitt im Bereich Geotechnik und Instandhaltung von Bergbau-Ausrüstung machen. Dieses Programm dauert zwölf Monate. Die Theorie findet in Sachsen statt, an der Technischen Universität Freiberg. Dort studieren die Chilenen bis Juli, und das Praktikum in der Industrie im Anschluss läuft bis Oktober 2017. Auf Wunsch können die Teilnehmer in Unternehmen tätig werden, die selbst Maschinen für den Bergbau in den Norden Chiles liefern. Der praktische Bezug liegt auf der Hand.

 

Solche Kurse nach dem Prinzip der Dualen Ausbidung werden schon seit 2011 in Kooperation mit dem chilenischen Bildungsministerium angeboten. Aber nun sei das aktuelle Programm maßgeschneidert und auf einen ganz speziellen Bedarf ausgerichtet, skizziert GIZ-Projektmanager Berthold Volberg: „Eine Ausbildung, die Studenten in Geotechnik und ganz konkret zum  Instandhalten von Bergbau-Ausrüstung befähigt, gab es bislang in dieser ausdifferenzierten Form nicht.“

Das Konzept der dualen Ausbildung wurde erstmals vor 25 Jahren in Chile eingeführt, doch zunächst in sehr kleinen Schritten. Nach Angaben der Deutsch-Chilenischen Handelskammer CAMCHAL gibt es inzwischen rund 500 ausbildende Unternehmen und bis dato 3000 Absolventen. Dem gegenüber steht ein enormer Bedarf an qualifiziertem Personal: Nach Schätzungen des chilenischen Unternehmerverbandes SOFOFA (Sociedad de Fomento Fabril) werden in den kommenden zehn Jahren  in technischen Berufen  in Chile rund 600.000 technische Fachkräfte benötigt.  Die Zahl bezieht sich auf alle Bereiche der Industrie – ob Telekommunikation, Logistik und alle Segmente, wo Spitzentechnologie zum Einsatz kommt, zum Beispiel Bergbau, Bauwesen, Energie.

Allein im Energiesektor hat Chile sich ehrgeizige Ziel gesetzt: Die Energieagenda sieht etwa vor, dass bis 2025 rund 20% der Energie aus nicht-konventionellen Erneuerbaren Energien (NKEE*) bereitgestellt werden  - dazu bedarf es auch des Personals, das die Anlagen installiert, steuert und instandhält. Ein weiteres Ziel des Masterplans ist der zügige Ausbau der Übertragungsnetze. Auch schlägt die Energieagenda vor,  öffentliche Gebäude mit Solaranlagen auszustatten.  Und der Energiesektor ist nur ein Bereich, auch in anderen Industriezweigen steigt der Bedarf an Fachkräften.

Um die große Nachfrage zu bedienen, hat das Bildungsministerium auch internationale Abkommen mit Bildungsträgern in verschiedenen Ländern rund um den Globus aufgesetzt, um etwa das Stipendium „Técnicos para Chile“ zu realisieren. Kooperationen gibt es mit Australien, Brasilien, Kanada, Spanien, den USA, den Niederlanden, Mexiko und eben Deutschland.

Aber nicht nur die Quantität der Fachkräfte und Ausbildungsmöglichkeiten ist entscheidend. „Técnicos para Chile“ ist auch eine Art Gütesiegel. Mit Hilfe von Qualitätsnormen sollen auch die Ausbildungsgänge stetig verbessert werden. Das kann dazu beitragen, die duale Ausbildung für junge Menschen in Chile noch attraktiver zu machen - als Alternative zum klassischen Studiengängen wie Jura oder Ingenieurswissenschaften.

*NKEE (Nicht-konventionelle Erneuerbare Energie) beinhaltet Solar- und Windenergie, Geothermie, Mini-Hydro < 20 MW und Bioenergie.

Die ersten Studenten aus Chile sind in Witzenhausen angekommen Foto: Berthold Volberg (GIZ)